Beitrag 38: „Wenn ich das gewusst hätte…“ Über die Entscheidung Führungskraft zu werden

Nicoline Gegenwart
(Regionale Beratungsstelle Polizeidirektion Braunschweig)

Zu meinem Aufgabenspektrum in der Regionalen Beratungsstelle der Polizeidirektion gehört u. a. das Coaching und seit 2008 die Leitung von Führungskräfteseminaren.

Die Kolleginnen und Kollegen bringen häufig das Klärungsanliegen mit: „Wie soll es für mich beruflich weitergehen? Will ich eine Führungsposition anstreben und wenn ja, in welcher hierarchischen Ebene (gehobener oder höherer Dienst)?“
Wie wichtig eine Entscheidung für den richtigen Beruf, die richtige Aufgabe und die richtige Position ist, wird im Coaching besonders dann deutlich, wenn Klienten und Klientinnen gerade eine Zeit durchleben, in denen es ihnen privat und/oder beruflich nicht gut geht. Der Beruf als eine der stabilen Lebenssäulen ist in seiner Wirkung nicht zu unterschätzen…

Erich Fromm traf die Aussage: „Die Hauptaufgabe eines jeden Menschen ist, sich selbst zu gebären“. In meinem 30jährigen Berufsleben habe ich die Erfahrung gemacht, dass Menschen u. a. dann ressourcenvoll und „in ihrer Kraft sind/in ihre Kraft kommen“, wenn sie etwas tun, was ihnen und ihrem Selbst entspricht.

Die Chance Führungskraft zu werden scheint verlockend. Sie ist beruflich und gesellschaftlich höchst angesehen, für manche Menschen systemisch fast ein Muss.
Der gemutmaßte Erfolg, die Macht, die finanzielle Entlohnung, das Prestige, der Dienstrang, das  „sich Absetzen“ von der breiten Masse scheinen oft „zu“ verlockend. Und was tun, wenn Vorgesetzte in einem das Potential einer Karriere-Entwicklung sehen, man selbst aber zweifelt? Darf man als „Auserwählte/Auserwählter“ dann ablehnen?

Menschen können sich vieles zum Thema Führung aneignen: Führungsmethoden, Führungsfähigkeiten und Führungsfertigkeiten. Für mich ist aber ganz entscheidend, ob das innere Gefühl, die innere Stimme stimmig und kraftvoll sagen kann: „Ja, ich bin gerne Führungskraft.“

Meines Erachtens merken Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ohne Worte, wie es um die innere Haltung des Chefs/der Chefin bestellt ist und sie merken, ob eine Führungskraft ihren Platz innerlich und äußerlich einnehmen kann.
Auch das „Menschen mögen“ und das „Interesse am Menschen“ sind für mich wichtige Bausteine, die sich nicht so einfach erlernen lassen. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen möchten wahrgenommen und gehört werden. Direkt oder indirekt das Gefühl zu haben, einen wertgeschätzten Platz im System zu bekommen und dazugehören zu dürfen, kann sehr erfüllend sein.
Der Spaß, Verantwortung zu tragen, Rahmen- und Arbeitsbedingungen zu schaffen, Sinn zu stiften, Verlässlichkeit und Verbindlichkeit zu fördern, eine „Bande“ der Orientierung zu geben, gerecht zu sein und selbst als Vorbild voranzuschreiten, hat im besten Fall eine intrinsisch natürliche Quelle.

Aus einem (Selbst-)Vertrauen, am richtigen Platz zu sein, kann sich eine Führungskraft in den Fluss systemischer Beeinflussung und Änderungen wagen und sie kann Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sich in ihrer Vielfältigkeit zum Wohle des gemeinsamen Zieles entwickeln lassen und Verbesserungsvorschläge und Kritik annehmen.

Vor kurzem sagten mir zwei ehemalige Seminarteilnehmer aus der Führungskräfteentwicklung, die mittlerweile einige Jahre Erfahrungen als Dienstabteilungsleiter gemacht hatten: „Mensch, Nicoline, wenn wir gewusst hätten, wie schwer es ist, die Verantwortung für die Mitarbeiterschaft und für die Einsatzlagen zu tragen, Kritikgespräche zu führen, zu beurteilen, immer Ansprechpartner und präsent zu sein….!“ Auf meine Frage, ob sie es bereuen, schauten sie sich an und sagten lachend einstimmig:
„Nein, wir sind am richtigen Platz und es macht -trotz der Mühen- viel Spaß, wir gehen zufrieden nach Hause!“ Ich habe mich sehr für die beiden gefreut.

Ich wünsche Menschen, die vor einer beruflichen Entscheidung stehen, die dafür notwendige Zeit, in sich hineinzuhören und zu erforschen, was ihnen ihre innere Stimme sagt. Jede Tätigkeit ist im Gefüge wichtig. Wer sich auch beruflich „selbst gebären kann“, wird Freude an seiner Tätigkeit finden, vielleicht als Führungskraft.

Nicoline Gegenwart, Mai 2014

Nicoline GegenwartZur Person:

Nicoline Gegenwart
Dipl.-Verwaltungswirtin (FH), Coach, Supervisorin, Mediatorin, Verhaltenstrainerin , Focusing-Begleiterin, Kriseninterventionsbegleiterin in der RBS/FKE der Polizeidirektion Braunschweig

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