Beitrag 45: Innovation trifft Tradition - eine lebendige Zeitreise
Dr. Cecilie Hollberg
(Direktorin des Städtischen Museums Braunschweig)
Eine beeindruckende Leichtigkeit der Architektur bezaubert jeden beim Betreten des Lichthofes des Städtischen Museums Braunschweig (SMBS).
Das Museum ist wunderschön und gesegnet mit wertvollen Sammlungen. Starke Gründe, die Stadt nie mehr zu verlassen. Der Auftrag lautet: Forschen, Bewahren, Sammeln, Vermitteln. Die Erwartungen an ein Museum sind für alle Seiten ein Abenteuer.
Zu den vielfältigen Aufgaben eines Museums zählen neben den facettenreichen Ausstellungen auch Veranstaltungen, Wissenschaft, Vorträge, Gespräche mit Partnern, Förderern, Generieren von Kooperationen, Projekten und Programmen, Öffentlichkeitsarbeit, Leihverhandlungen, Einwerbung von Mitteln, Motivation unterschiedlichster Menschen. Heute sind Museumsdirektoren Generalmanager. Sie müssen von Wissenschaft bis Sponsoring, von Gremienarbeit bis zu konservatorischen Bedingungen in Ausstellungsräumen über Transportbedingungen bis Kinderbetreuung alles können. Selten sind dafür allerdings die notwendigen Voraussetzungen gegeben.
Es gibt Führungen und Führungen: Bei einer Führung durch die Ausstellung erwarten die Besucher, unterhalten zu werden, spielerisch zu lernen. Das ist ihr gutes Recht. Museumspersonal gilt als wandelndes Lexikon für alles: Wie reinige ich Silber oder Gips? Wieviele Seiten hat ein Cembalo des 18. Jahrhunderts? Warum spielte Clara Schumann gern auf Grotrian-Flügeln? Als Führungskraft werbe ich mit Idealismus, Leidenschaft und der Verantwortung für die Sache. Ich befinde mich nach innen und außen in einer permanenten Werbung um Menschen, Vertrauen, Künstler, Unterstützung, Mittel, Werke. Dabei sind gute und bunte Kontakte sowie dichte Netzwerke essentiell. Sie geben Anregungen und Sicherheit für Führung, Planung und Umsetzung.
Ausstellungsobjekte müssen erforscht, recherchiert, ausgeliehen werden. Restauriert von Fachleuten, beschrieben von Wissenschaftlern und präsentiert werden in Vitrinen, die man nicht hat. Hierfür muss nach innen und außen oft wochenlang gestritten und argumentiert, quergedacht und mutig entschieden werden. Meist sind Museumsteams zu klein, es fehlen Experten, aber dennoch sind die Aufgaben unter stetem Zeit- und Leistungsdruck zu bewältigen, weil wir immer sichtbar sind als ein repräsentatives Aushängeschild der Stadt. Trotzdem muß jeder im Team bei Laune gehalten, für Innovation gewonnen und nach seinen Möglichkeiten mitgenommen werden. Perspektiven müssen entwickelt werden. Das ist immer wieder eine sportliche Herausforderung, bei der es auch mal knirschen kann. Zugleich bietet es Chancen, hinter alles zu blicken.
Aber wie wunderbar ist gerade unser Job, bei dem wir so ansprechende Ergebnisse präsentieren können und unmittelbar Bestätigung erfahren dürfen. Jeder beneidet uns um unsere sinnvolle und sichtbar schöne Aufgabe. Den oftmals zähen Alltag sieht keiner. Und eigentlich haben wir gerade dann alles richtig gemacht: Alles strahlt und wirkt leicht, spielerisch lernt der Besucher, ist stolz oder begeistert: Unser Werk! Hinter den Kulissen sind die Schattenseiten zu meistern. Gerade das ist die Kunst: der akrobatische Spagat zwischen Licht und Schatten.
Dr. Cecilie Hollberg, Juni 2014
Zur Person:
Dr. Cecilie Hollberg
Historikerin (Direktorin des Städtischen Museums Braunschweig: Haus am Löwenwall, Galeriegebäude, Altstadtrathaus)
Kontakt:
Dr. Cecilie Hollberg
Städtisches Museum, Haus am Löwenwall
Steintorwall 14, 38100 Braunschweig
Tel.: 05 31 / 4 70-45 05 E-Mail: