Beitrag 47: „Denke ich an Führung in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht“
Thomas Zauritz
(Geschäftsführer AWO Niedersachsen gGmbH)
Ganz soweit ist es nun nicht, aber als bei der „Geburtstagsfeier“ der Impulsereihe die Einstiegsfrage gestellt wurde, welchen Begriff man mit Führung verbindet, haben viele der Teilnehmer (gut konditioniert wie wir ja oft sind) ausgesprochen positive Begriffe wie Vertrauen, Motivation etc. genannt.
Mir kam spontan der Begriff „ewiger Kampf“ in den Sinn. Damit verbinde ich zwar keine negativen Aspekte in Bezug auf Führung, sehr wohl aber das Gefühl, das die Auseinandersetzung mit Führungskräften in einer Organisation zum Thema Führung vermutlich niemals abgeschlossen sein wird. Ich hatte mit meiner Betrachtung zunächst die Lacher auf meiner Seite, hatte aber auch das Gefühl, dass viele sofort verstanden haben, was ich meinte.
Für mich ist Führung eines der zentralen Themen einer Organisation. Ob eine Organisation sich gut oder schlecht, langsam oder schnell entwickelt, ob das Betriebsklima, die Kommunikation oder die Betriebsorganisation gut ist oder nicht, hängt letztlich wesentlich auch davon ab, wie gut die Führungskräfte in der Organisation ihre Führungsaufgaben tatsächlich wahrnehmen.
Von den Führungskräften, den Managern des jeweiligen Bereichs werden die kleinen und großen Geschicke des Unternehmens gestaltet und beeinflusst, letztlich die ganzen wichtigen Prozesse gesteuert.
Wenn wir Führungskräfte haben, die motiviert sind, die die richtigen Prioritäten setzen, die Probleme erkennen und konstruktiv angehen, die ihre Mitarbeiter unterstützen, die kommunizieren und beteiligen und die dabei auch noch auf sich selber achten, dann ist die Welt in Ordnung. Aber haben wir genug dieser Führungskräfte, gibt es diese Führungskraft überhaupt? Wer hat nicht so seine Schwächen?
Gibt es Abstimmungsprobleme oder fühlen sich Mitarbeiter schlecht informiert, sind Mitarbeiter demotiviert, werden Verbesserungspotentiale im Arbeitsprozess nicht erkannt und aktiv aufgegriffen, hat das vermutlich viel mit den Führungskräften zu tun - klar. Die Frage ist aber, kann man das wirklich immer abstellen? Vermutlich seltener als wir hoffen. Es kommen immer wieder neue Menschen dazu, Menschen verändern sich und es passieren uns auch Fehler bei Personalentscheidungen, die nicht so ohne weiteres wieder zu korrigieren sind.
Es kommt dazu, dass nicht alle Führungskräfte wirklich Führungskraft sein wollen und eben auch so agieren und nicht alle Führungskräfte sind geeignet – trotzdem sind sie alle da. Das ist alles irgendwie menschlich. Und weil das so ist, weil wir es mit Menschen zu tun haben, die alle unterschiedliche Motivationen, Ausbildungen und Werte haben, fängt es an vielen Stellen immer wieder von vorne an, bzw. man ist einfach nie fertig mit dem Thema Führung – deshalb meine Assoziation „ewiger Kampf“.
Ist das schlimm? Nein, nur manchmal anstrengend. Einmal erkannt, bringt es mich inzwischen dazu, zwar weiterhin kontinuierlich am Ball zu bleiben aber insgesamt das Thema gelassener zu betrachten. Wichtig ist, ein Ziel zu haben und dieses konsequent zu verfolgen. Insofern könnte man auch sagen „steter Tropfen höhlt den Stein“.
Als Krankenhaus, das stark gewachsen ist, das neue Dienstleistungen etabliert und sich dem starken Druck des Gesundheitssektors trotzdem gut angepasst hat, können wir auf eine positive Zeit zurückschauen. Das schafft man nur mit guten und engagierten Führungskräften und so gehört es auch dazu, nicht nur auf das schauen, was noch nicht so gut läuft und wo man besser werden möchte sondern auch die Erfolge zu sehen, denn die sind ja oft zahlreicher als die offenen Punkte.
Thomas Zauritz, Juli 2014
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