Beitrag 56: Das Führungs-Handwerk erlernen

Eckhard Sudmeyer
(Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade)

Das Handwerk ist ein sehr personenbezogener Wirtschaftsbereich - der Mensch steht im Mittelpunkt.

Dies hat mich von Anfang an geprägt. Ein Handwerksbetrieb kann dann erfolgreich am Markt bestehen, wenn die Unternehmensführung - meist der Inhaber oder die Inhaberin – die Marktfaktoren richtig deutet, die richtigen Entscheidungen trifft und dazu die „richtigen“ Mitarbeiter vorhanden sind, die diese Entscheidungen umsetzen. Das eine funktioniert ohne das andere nicht. Gleiches gilt für eine moderne Dienstleistungsorganisation mit hoheitlichen Aufgaben wie die Handwerkskammer. Diese wird nur dann ihrem Auftrag gerecht, wenn ein gut ausgebildeter und motivierter Mitarbeiterstamm vorhanden ist und im Sinne der sich wandelnden Erfordernisse weiterentwickelt wird.

Für mich ist es sehr reizvoll, Möglichkeiten der Gestaltung der Weiterentwicklung der Organisation zu haben und zu nutzen. Dies gilt sicherlich auch allgemein -  Organisationen und deren Kulturen werden maßgeblich durch die Führungskräfte geprägt. Daraus leitet sich ab, dass Führungskräfte Vorbildfunktion für die Mitarbeiter haben.

Führung bedeutet, die Umfeldfaktoren richtig zu deuten, Ziele und eine Strategie zu deren Erreichung als Handlungsrahmen zu entwickeln, die den Mitarbeitern eine Orientierung gibt. Langfristiges Denken, Stabilität und Verlässlichkeit sind für mich unverzichtbare Bausteine einer erfolgreichen Führungsarbeit. Dies ist auch die Voraussetzung für das Entstehen von gegenseitigem Vertrauen, welches zur Reduktion der Komplexität des Führungsalltags unerlässlich ist.    

Führung bedeutet, Ergebnisse zu erzielen. Daher bedeutet Führen immer, täglich Entscheidungen zu treffen und diese durchzusetzen.
Führung bedeutet deshalb stetige Kommunikation. Entscheidungen müssen verständlich sein, begründet werden, möglicherweise auch gegen Einwände und Widerstände durchgesetzt werden. Konflikte und deren Befriedung und Lösung sind integraler Bestandteil des Führungsalltags.   

Wenn ein Auszubildender sein Handwerk erlernt, dann erlernt er es buchstäblich von der Pike auf. Auch Führungskräfte brauchen Handwerkszeug, z. B. Führungstechniken, Selbstorganisation einschließlich Zeitmanagement. Umso erstaunlicher ist für mich die Erfahrung, dass in vielen KMUs, aber auch in anderen Organisationen viele Mitarbeiter, die zu Führungskräften geworden sind, dies gar nicht gelernt haben. Im besten Fall entwickelt sich eine gute Führungspraxis im Laufe der Zeit durch learning by doing.
Für mich ist daher die Entwicklung von Führungskräften, die systematische Heranführung an Führungsaufgaben eine wichtige zukünftige Aufgabe.

Eckhard Sudmeyer, Februar 2015

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